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av flucht vorschauEs fing an wie ein „normales" Referat: „Europas Geisterschiff, wie sich Europa und die Welt zur Flüchtlingsfrage verhält" lautete das Thema einer Gruppe der Klasse AVOT2. Das Team informierte nicht nur, sondern bezog eindeutig Stellung: Integration ist nicht nur ein Schlagwort, es bedeutet Respekt, Offenheit und daraus resultierend Freundschaft. Integration leben, ohne viel Palaver, hier und jetzt.

Die gezeigte Solidarität ermutigte die internationalen Schüler der Klasse, das Wort zu ergreifen. „Wir mögen es nicht, immer noch als Flüchtlinge betitelt zu werden. Es fühlt sich wie ein Schimpfwort an." So wurde aus einer Schülerpräsentation eine tiefe Auseinandersetzung mit den Erfahrungen von Flüchtlingen auf ihrem Weg nach Europa. Der 21-jährige Syrer Ahmad Almawlawi plante daraufhin ein biografisches Anschlussreferat, welches in der Klasse ebenfalls auf großes Interesse stieß.

„Ich habe mein Land am 27.12.2012 verlassen und bin nach Ägypten geflogen. Dort arbeitete ich selbstständig, durfte aber nicht bleiben. Im Oktober 2015 bin ich nach Deutschland gekommen." Mit diesen Worten beginnt Ahmad seinen Bericht über die Flucht aus dem Bürgerkriegsland Syrien, in dem die Menschen bis heute unter den Folgen der Gewalt machthungriger Gruppen aus dem In- und Ausland leiden. Sein Weg führte ihn zunächst über das Mittelmeer auf die griechische Insel Kos – immer bedroht von bewaffneten Schleppern und der Gefahr des Ertrinkens. Über das griechische Festland, Mazedonien, Serbien und Österreich kommt er nach einigen Rückschlägen und sogar einem Gefängnisaufenthalt schließlich in Deutschland an. Nach fast drei Jahren endet seine Odyssee im Flüchtlingswohnheim am Nordbad in Neuss.

Seitdem bemüht er sich aktiv um Integration: Deutschkurse – Praktika – Führerschein – und seit 2016 auch eine kleine Wohnung, die ihm endlich wieder Privatsphäre ermöglicht. Ungefähr zur selben Zeit verfolgte er zum ersten Mal ein Handballspiel und begeisterte sich sofort: „Seitdem sehe ich mir die Spiele an, wann immer es möglich ist. Ich bin ein richtiger Fan der Rhein Vikings geworden."

Beruflich geht es auch voran: Einen Ausbildungsvertrag als Industriemechaniker hat er so gut wie sicher. Der Besuch des BBZ dient ihm daher als gute Ausbildungsvorbereitung. Und auch sonst geht es ihm gut. „Auch wenn es manchmal Menschen gibt, die sich mir gegenüber nicht so freundlich verhalten, fühle ich mich in Deutschland wohl. Das liegt vor allen Dingen an den vielen Menschen, die mir positiv gegenübertreten und mir helfen."

Diese Hilfe will er auch anderen zuteil werden lassen. Deshalb engagiert er sich bei der Caritas in Neuss als ehrenamtlicher Ansprechpartner für neu ankommende Flüchtlinge. Dafür hat ihm der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer in diesem Jahr sogar eine Anerkennungsurkunde übergeben. Ahmad wirbt nicht nur um Verständnis für die außergewöhnliche Situation vieler Menschen in Deutschland, sondern um Menschlichkeit (Youtube: Stichwort „Neue Heimat Neuss")

Ella Nowak, Lehrerin für Deutsch und Sozialpädagogik, hat das Thema angestoßen und ist von den Reaktionen auf Ahmads Präsentation begeistert: „Ich freue mich sehr über die Klasse AVOT2, die sich so ernsthaft und respektvoll für ein Miteinander aller Menschen einsetzt - unabhängig von Herkunft und Glauben. Das ist wirklich wunderbar."

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